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Die kleine Raucherecke

Beat ist Schweizer und hatte jahrelang auf seinem Balkon Cannabis angepflanzt. Jedes Jahr fünf Pflanzen in großen Töpfen. Von der Straße aus waren sie nicht einsehbar und den Nachbarn war es egal, in der Schweiz waren ein paar Outdoor-Pflänzchen seit den 1990er Jahren ein gewohnter Anblick, an dem sich nicht einmal Polizisten gestört haben. Doch die Zeiten des Augen-Zu-Drückens in Sachen Hanfanbau sind auch in der Schweiz passé. Im Sommer 2013 standen zwei Polizisten vor Beats Tür und haben behauptet, sie hätten einen Hinweis aus der Nachbarschaft erhalten. Ob es wirklich die Nachbarn waren oder lediglich der narkotische Geruch der Blüten, hat Beat bis heute nie herausgefunden. Danach waren die Pflanzen weg und Beat um ein paar Franken ärmer.

Besonders das Samenverbot 2011 sowie die Zollaktionen 2015, in deren Rahmen die Polizei mehr als 50.000 Samen abgefangen und hunderte Hausdurchsuchungen veranlasst hatte, haben gezeigt, dass die Schweizer Strafverfolger jetzt trotz vieler Liberalisierungs-Ansätze der Politik auf einmal angefangen haben, auch kleine Grower ins Visier zu nehmen. Die Schweizer Tradition des Anbaus auf dem Balkon oder im eigenen Garten ist im Zuge des Regulierungswahns fast verschwunden, seit die Polizei auch wegen ein oder zwei Hanfpflanzen klingelt. Kurzum, den Schweizer Selbstversorgern geht es jetzt so, wie es deutschen Indoorliebhabern schon seit vielen Jahren geht: Samen sind verboten und der Outdooranbau wird selbst bei ein paar Pflanzen verfolgt. Da bleibt nur der heimliche Anbau in den eigenen vier Wänden, zu dem sich sich Beat nach einem halben Jahr ohne gutes Gras dann 2014 entschieden hat.

Weil seine Ein-Zimmer Wohnung nicht viel Platz hergibt und Strom zudem teuer ist, hat sich der Eidgenosse für eine selbst gebaute Minimal-Variante entschieden, die gerade so seinen Bedarf decken soll, wenn er viermal im Jahr ernten kann.