Editorial-201506-002

thcene 06/2015 (November-Dezember)

Sie kommen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Yemen, der Elfenbeinküste, Mali oder Marokko – Menschen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Perspektivlosigkeit. Mit oft seeuntauglichen, völlig überfüllten Booten über das Mittelmeer, zu Fuss über die gefährliche Balkanroute oder geschmuggelt in Lastwagen und Containern drängt es sie – in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Sicherheit – meist nach Europa, das seine Grenzen aber immer dichter macht, obwohl es selbst auch eine Mitverantwortung für die Fluchtursachen trägt

Lange Zeit haben Europas Politiker dieses Problem ignoriert und an die Mitgliedstaaten an den Außengrenzen der europäischen Gemeinschaft abgeschoben, die aber längst überfordert und mittlerweile eher damit beschäftigt sind, die zahllosen Zukunftsuchenden weiter gen Norden durchzuschleusen. Die Konflikte in Syrien, Irak oder Afghanistan, zunehmende Umweltprobleme in vielen Teilen der Welt und eine verheerende Außenpolitik der westlichen Industriestaaten hat zu diesen nicht enden wollenden Strömen verzweifelter Menschen geführt, denen gar nichts anderes übrig bleibt, als fernab ihrer Heimat nach einem besseren Leben zu suchen. Nicht diese hoffenden Menschen sind das Problem, sondern ein menschenverachtendes, globales, neo-liberales Wirtschaftssystem, in dem es nur um Profit und nicht um das Wohl der Menschen geht.

Mit spitzer Zunge, schwarzem Humor und scharfem Verstand widmen sich in diesem Heft mit HG Butzko – der sich von nun an zu unseren dauerhaften Autoren gesellt – und Oliver Kalkofe gleich zwei (nicht unbekannte) deutsche Satiriker diesem explosiven Thema und fordern uns auf, mit dieser von Menschen gemachten Katastrophe ebenso umzugehen: nämlich menschlich-mitfühlend und nicht mit hasserfüllten Brandanschlägen. Das sollte uns alle verbinden, ganz unabhängig davon, ob wir gerne Cannabis konsumieren oder nicht – auch wenn wir als hightere Zeitgenossen sicherlich besonders friedlich und freundlich sind. Denn wie sangen “Joint Venture” schon 1993: „In breiten Köpfen ist mehr Platz für Toleranz“.