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“Wenn es sein muss, gehe ich auch ins Gefängnis“

Alex Jähn ist 31 Jahre alt und Frührentner. Der Baden-Württemberger aus Wiesloch hatte im Alter von 19 Jahren einen schlimmen Verkehrsunfall und ist seitdem auf Schmerzmittel angewiesen. Inzwischen konsumiert Alex ganz legal 5 Gramm medizinisches Cannabis pro Tag – finanziert von seiner Krankenkasse. Noch immer ist unklar, ob der frisch gebackene Vater tatsächlich für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis muss, nachdem Ende 2012 in seinem Auto 12 Kilo Cannabis gefunden wurden…

Unter welchen Beschwerden leidest du und wie kam es dazu?

Mit 19 Jahren – am 26. Juni 2001 – hatte ich einen schweren Verkehrsunfall. Ich saß als Beifahrer in einem Auto, dass mit 120 Sachen gegen einen Baum fuhr. Insofern hatte ich großes Glück, dass ich überhaupt noch am Leben bin. Aber der Gurt hat mir beim Aufprall meine komplette Schulter zerquetscht, der Motor lag auf meinem Fuß und meine Wirbelsäule war gebrochen. Zudem hatte ich wohl auch angefangen, etwas zu brennen – erst nachdem man mich aus dem Autowrack herausgezogen hatte, gelangte ich irgendwann wieder zu Bewusstsein. Der Unfallfahrer hatte noch mehr Glück – er kam mit verhältnismäßig leichten Verletzungen davon. Aber das ist wohl meistens so: Den Beifahrer erwischt es immer schlimmer.

Du warst nach dem Unfall sicherlich erstmal ein paar Wochen im Krankenhaus – das war bestimmt eine harte Zeit…

Klar, ich konnte ja anfangs meinen rechten Arm überhaupt nicht bewegen und musste auch erst wieder mühsam laufen lernen. Zudem lag ich meist in einem Gips-Bett – so etwas hatte ich zuvor auch noch nie gesehen. Ich war häufig zu absoluter Ruhe verdonnert, was so überhaupt nicht meiner Natur entspricht. Denn eigentlich bin ich ein sehr aktiver Mensch, der voller Tatendrang steckt.

Im Krankenhaus wirst du sicherlich ganz verschiedene Schmerzmittel erhalten haben…


Ja, anfangs habe ich sogar sehr starke Schmerzmittel bekommen – Tramal, Tillidin, Valeron und solche Sachen. Aber die haben bei mir nicht so richtig gewirkt und ich hatte auch weiterhin permanent Schmerzen. Außerdem wurde ich auch immer dicker und litt unter massiven Stimmungsschwankungen – Freunde von mir bemerkten, dass ich nach der Einnahme bestimmter Tabletten zu einem ganz anderen Menschen wurde. Irgendwann wog ich dann über 100 Kilo und musste mich nach jahrelanger Medikation immer häufiger erbrechen. Die Ärzte konnten sich nicht erklären, woran das lag und unterstellten mir zum Teil sogar Drogensucht. Bei der anschließenden Untersuchung mussten sie dann allerdings feststellen, dass ich keine unbekannten Substanzen konsumiert hatte und ihre Medikation bei mir offensichtlich nicht gut anschlug. Denn ich hatte nur die verschriebenen Medikamente genommen und trotzdem ging es mir dreckig. Noch ein Jahr nach dem Unfall bin ich mit einem eingegipsten Fuß und Oberschenkel rumgelaufen – und dazu kamen ja noch die ganzen anderen Nachbehandlungen. So wollten sie mir zum Beispiel auch die Schulter und die Wirbelsäule versteifen – durch mein tolles Medikament ist das nun aber gar nicht mehr nötig.

Da sprichst du es ja selbst schon an – wann und wie bist du auf Cannabis als Medizin gestoßen?

2002 habe ich zu ersten Mal Dronabinol getestet, aber ich kannte Cannabis natürlich auch schon aus meiner Jugendzeit, da ich mich nie zu Alkohol hingezogen fühlte. Cannabis war und ist in unserer Region stark verbreitetn– daher hatte ich als Teenager natürlich auch schon ein paar Mal etwas geraucht. Allerdings hatte Cannabis damals eine ganz andere Wirkung auf mich: es hat mich einfach ganz ruhig und entspannt werden lassen – was manchmal sicherlich ganz gut war, da ich oft sehr aufgedreht und aktiv daherkam. Und heute ist es anders herum: Cannabis gibt es mir richtig Energie – das ist eigentlich gar nicht vergleichbar.