CiA-201405-(01)

„Ich bin ein Multikulti-Kiffer!“

Achmed* ist 28 Jahre alt und lebt seit 2000 in Deutschland. Er kommt ursprünglich aus Beirut im Libanon und ist seit vielen Jahren glücklich mit einer deutschen Frau verheiratet. Beruflich ist er zurzeit auf der Suche, da er noch keinen dauerhaften Beruf gefunden hat, der zu ihm passt. Ich treffe ihn auf einem Berliner Straßenfest und lade ihn kurz danach auf einen Tee in einer ruhigen Seitenstraße ein.

Achmed, hast du, bevor du angefangen hast, Cannabis zu konsumieren, schon mal etwas darüber gehört?

Ja, hier in Deutschland wurde in meinem Freundeskreis darüber gesprochen und auch mächtig gekifft. Ich war damals sehr jung und hatte mich das nicht  getraut, weil ich ein bisschen Angst davor hatte, was da auf mich zukommen könnte. Nicht von der Wirkung her, sondern, was meine Familie dazu sagen würde.

Wann hast du das erste Mal Cannabis konsumiert?

Da war ich dann schon achtzehn. Vorher hatte ich jahrelang nur was darüber gehört, aber erst, als ich erwachsen war, habe ich es dann selbst ausprobiert.

Ich habe damals schon mit 14 Jahren Zigaretten geraucht, deshalb habe ich das Gras auch zuerst mit Tabak probiert. Meine Freunde haben mir das angeboten – und ich war neugierig.

Erzähl mal ein bisschen, wie war das gewesen?

Ich war in einem Haus bei einem Kumpel, der feierte Geburtstag. Alle seine Gäste drehten sich Tüten und da war ich dann plötzlich so neugierig, dass ich es auch selbst ausprobiert habe. Gleich vom ersten Zug an habe ich etwas gemerkt – ich wurde plötzlich müde und wollte mich gar nicht mehr viel bewegen. Ich hing also einfach nur herum, chillte und beobachtete dabei die anderen um mich herum. Manchmal lachten wir auch alle ganz viel – und dann war es wieder ruhig. Mir hat das irgendwie gut getan, denn es hat mich nicht so komplett weggehauen – es war vielmehr eine ganz andere Art, mit meinen Freunden zusammen zu sein.

Hast du vorher schon mal etwas anderes genommen?

Wie gesagt – ich hab schon mit 14 Jahren angefangen, Zigaretten zu rauchen. Aber abgesehen davon kann man sagen, dass Cannabis meine erste Droge war. Erst kurz danach habe ich auch mal ein Bier getrunken. Und andere Drogen haben mich bis heute nicht interessiert, denn da habe ich auch ein bisschen Angst vor.

Was hat dir denn an dem ersten Joint so gut gefallen, dass es nicht bei der einen Tüte blieb?

Es fühlte sich nach ein paar Zügen so an, als ob ich plötzlich keinen Stress mehr hätte. Ich konnte abschalten, innerlich einfach so für mich sein, und trotzdem mit meinen Freunden zusammensitzen. Wenn ich dann über irgendetwas nachdachte, konnten mich die Anderen davon gar nicht mehr so einfach ablenken – dazu kam eine recht angenehme Müdigkeit. Und ich hatte das Gefühl, dass Cannabis relativ harmlos ist, weil es ja nur eine Pflanze ist. Deshalb bin ich wohl bis heute dabei geblieben – weil mir dieser Gedanke ganz gut gefällt.